Die Dirigenten

Symeon Ioannidis (seit 2013)

Fein – mit Freude und Fleiß

Mit Symeon Ioannidis hat das TZO einen auch im Bereich der Zupfmusik erfahrenen Dirigenten gewonnen, hat er doch bereits in den 90er Jahren das Berliner Zupforchester geleitet.

Ioannidis stammt aus Thessaloniki und hat in seiner Heimat sowohl Klavier und Geige als auch Mathematik studiert, ehe er sich – nach einer Hospitanz bei Sylvain Cambreling, Christoph Marthaler und Anna Viebrock sowie der Begegnung mit Iannis Xenakis in der Oper Frankfurt – ganz der Musik verschrieb. Es folgte ein Klavierstudium an der Hochschule für Musik Frankfurt am Main sowie ein Studium im Fach Orchesterdirigieren an den Musikhochschulen in Weimar und Berlin (»Hanns Eisler«).

Er ist Preisträger internationaler Wettbewerbe und konzertierte u.a. in Deutschland, Griechenland, Italien, Frankreich, Spanien, Zypern, Russland, Korea Kolumbien und der Türkei mit deutschen Orchestern wie dem Berliner Symphonie Orchester, den Berliner Symphonikern, Orchester der Komischen Oper Berlin u. a., sowie internationalen Orchestern wie dem Symphonischen Orchester Thessaloniki, dem State Symphony Orchestra Antalya, der Philharmonie Krasnojarsk, dem Staatsorchester Thessaloniki u. a.

Ioannidis gab Seminare u. a. im Jugendfestspielhaus Bayreuth und an der Musikakademie Rheinsberg und wirkte als Dirigent bei mehreren CD-Aufnahmen mit. Engagements führten ihn an verschiedene Opernhäuser in Deutschland, Griechenland und Korea.

Seit 2000 ist Ioannidis Mitbegründer und Leiter des Ensembles für Neue Musik »Cornucopia«, seit 2008 ist er zudem künstlerischer Leiter des Werkstatt-Orchesters Dresden sowie seit 2009 der Sinfonietta Bardou. Er ist Gastdirigent an der Komischen Oper Berlin und Lehrbeauftragter an der Universität der Künste Berlin.

Neben seiner Dirigiertätigkeit arbeitet Symeon Ioannidis als Komponist.


Theodoros Orfanidis (2011-2012)

Volle Kraft voraus

Der griechische Dirigent Theodoros Orfanidis wurde in Herisau in der Schweiz geboren. Nach der Rückkehr seiner Familie nach Nord-Griechenland begann er hier seine ernsthaften Studien. Während seiner Studienschwerpunkte Harmonie, Kontrapunkt und Fuge sowie klassischer Gesang und Piano in Thessaloniki wurde sein musikalisches Talent zu einem frühen Zeitpunkt erkannt. Nachdem ihm die Position eines Assistenzdirigenten im Saint Chrysostomos Chor unter seinem Chefdirigenten Chrysostomos Stamoulis angeboten worden war, erhielt er auch Lehraufträge an verschiedenen Konservatorien in Griechenland.

Seit 2005 wuchs sein Ruf über Griechenland hinaus. Er wurde in die Niederlande eingeladen und konnte dort als Gastdirigent in verschiedenen Ensembles arbeiten. Seine weitere Entwicklung als Dirigent und Pianist war geprägt von Studien mit einer Reihe von internationalen Künstlern und Dirigenten, wie z.B. Rene Gulikers, George Hadjinikos, Ulrich Rademacher, Ingo Lenke, Theodoros Antoniou, Achim Holub, Toby Purser, Vincent de Kort.

Seine professionellen Referenzen sind gekennzeichnet durch eine steigende Nachfrage als Dirigent; er ist bereits als Gast von verschiedenen Europäischen Ländern eingeladen worden. Seine Arbeit beinhaltet Dirigate in Großbritannien, Griechenland, Spanien, Österreich, den Niederlanden, Italien und Polen.

Im Sommer 2010 gründete er zusammen mit seiner Frau, der Sopranistin Sonja Theodoridou, das Orchestra Mobile, in dem Musiker aus ganz Europa zusammenkommen. Von 2011 bis 2012 leitete Theodoros Orfanidis das Teg’ler Zupforchester. Seine mitreißende Art zu musizieren gab dem Orchester vergessen geglaubte Energien zurück.


Alois Biniek (2009-2011)

In Zeiten des Umbruchs

Schon in den späten 70er Jahren hat er sich für die Verbandsarbeit des Bundes Deutscher Zupfmusiker zunächst auf Landesebene und später auch auf Bundesebene interessiert und aktiv gestaltend mitgearbeitet. Im Jahr 1984 wurde Alois Biniek mit der Wahl zum Vizepräsidenten in den Bundesvorstand gewählt. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Bundesvorstand im Jahr 2007 war er die letzten Legislaturperioden als Bundesgeschäftsführer tätig. Anfang des Jahres 2007 wurde er zum Vorsitzenden des BDZ Landesverbandes Berlin e. V. gewählt.

Im Jahr 2001 ist er in seine Geburtsstadt Berlin zurückgekehrt.

Als ihm Anfang 2009 eine Dirigententätigkeit im Teg’ler Zupforchester angeboten wurde, zögerte er zunächst, nach so langer Pause wieder einzusteigen. Dann fand er die Aufgabe jedoch sehr reizvoll und interessant.


Michael Kubik (1968-2009)

Zu neuen Ufern

Seit 1968 lag die musikalische Leitung des Teg’ler Zupforchesters in den Händen von Michael Kubik.

Mit 11 Jahren bereits Mitglied in der Mandolinistenvereinigung Steglitz, wurde er als Zwölfjähriger ihr Konzertmeister und mit 15 Jahren Dirigent des Jugendorchesters Steglitz, das er bis 1967 leitete.

Seine Ausbildung in den Fächern Blockflöte bei Thea v. Sparr, Mandoline bei Konrad Wölki, Gitarre bei Erich Bürger sowie Komposition und Dirigieren bei Maximilian Sternitzki qualifizierte ihn zum Lehrer für Blocklöte, Mandoline und Gitarre an Berliner Musikschulen.

Er war Mitglied im Deutschen Zupforchester, verantwortlich für den Neubeginn der Arbeit eines Landesverbandsorchesters in Berlin, langjähriger Dirigent des Zitherspielkreises Berlin 1878 und ist seit 1978 Leiter des Blockflötenorchesters Neukölln – Stationen, die die Vielseitigkeit von Michael Kubik belegen. Sein Wirken in der Bundesmusikleitung des BDZ (Bund Deutscher Zupfmusiker), als Gastdozent für Mandoline an der Trossinger Bundesakademie für musikalische Jugendbildung und seine Jurorentätigkeit bei »Jugend musiziert« haben ihm auch überregionale Anerkennung eingebracht.

Seine besondere Neigung zu neuen Klangfarben und Spieltechniken bestimmen Literatur und musikalischen Ausdruck des Teg’ler Zupforchesters. Selbst Werke der Folklore, insbesondere slawische und asiatische, werden entsprechend konzertant ausgestaltet. Zeitgenössische Kompositionen mit hohem Schwierigkeitsgrad bereichern das Repertoire des Orchesters. Durch das Zusammenwirken mit dem Blockflötenorchester Neukölln erzielte Kubik eine faszinierende klangliche Bereicherung der Zupfmusik. Er schrieb Kammermusik für Zupfinstrumente sowie viele Bearbeitungen und Instrumentierungen für Zupforchester und für gemeinsame Auftritte mit Blockflötenchor.

Die musikalischen Aktivitäten Michael Kubiks und des Teg’ler Zupforchesters werden zudem durch die vielen Konzertreisen, auch ins Ausland, mehrere Rundfunkaufnahmen (SFB, Schweizer Rundfunk) sowie 2 LPs (1980, 1987), eine Live-MC (1992) und die zum 50-jährigen Jubiläum des Teg’ler Zupforchesters eingespielte CD eindrucksvoll belegt. Anfang 2009 beschlossen Orchester und Dirigent einvernehmlich, die Zusammenarbeit zu beenden.


Wolfgang Schmidt (1955-1968)

Mit Herz und Anspruch

Anfang 1955 übernahm er nach dem frühen Tod seines Vaters als 18-jähriger die musikalische Leitung des Orchesters. Zuvor hatte er bei Maximilian Sternitzki Kurse in Musiktheorie, Dirigieren sowie Atemtechnik belegt. Er nahm Unterricht bei Heinz Räumelt (Klavier), Eberhard Kramer (Oboe) und studierte später Gesang bei Prof. Harry Gottschalk. Seit 1947 spielte er im TZO Mandola, dann erste Mandoline. Im Selbststudium und anschließend bei Gerda Wölki erlernte er das Gitarrenspiel. So verfügte er als Dirigent über solide Orchestererfahrungen und lnstrumentenkenntnisse.

Seine musikalische Begabung erlaubte ihm bald, sich von der Partitur zu befreien und den Spielern seine ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken, womit er dieses Laienorchester zu bemerkenswerter Musikalität führen konnte. Dank seiner musikpädagogischen Fähigkeiten entwickelte sich ein feinfühliger und dynamischer Klangkörper. Wolfgang Schmidt-Borrek legte stets Wert auf stilgerechte Interpretation und anspruchsvoll arrangierte Stücke für Zupforchester und setzte dabei vielfältige Soloinstrumente, Holz- und Blechbläsersätze sowie Gesangsstimmen und Chöre ein. Entsprechend differenziert war seine im Sinne des Vaters weitergeführte Programmgestaltung von der Barockmusik bis zu Kompositionen der Gegenwart. Seine Begeisterung für Zupfmusik auf qualitativ hohem Niveau hat das Teg’ler Zupforchester auch über die Grenzen Berlins hinaus bekannt gemacht.

An Berliner Musikschulen war er jahrelang Lehrer für Mandoline und Gitarre. überdies hat er als Dirigent des Berliner Landesverbands-Orchesters anderen Berliner Zupforchestern viele Anregungen geben können. Wolfgang Schmidt-Borrek leitete des Teg’ler Zupforchester bis 1968.


Günther Schmidt (1947-1954)

Aufbruch und Grundlegung

Er war der Gründer, Dirigent und Namensgeber des Teg’ler Zupforchesters (TZO). Als Schüler von Carl Henze war er Mitglied im Berliner Mandolinen- und Lautenorchester 1896 und gründete mit eigenen Schülern den Neuköllner Mandolinenverein 1925. Dem Deutschen Mandolinen- und Gitarrenspielerbund (DMGB) trat er 1928 als Dirigent bei.

Im Juni 1940 gründete er erstmals in Tegel einen Spielkreis für Zupfmusik, der 2. Weltkrieg machte jedoch diesen Anfang wieder zunichte. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 begann Günther Schmidt sogleich, für die Zupfmusik – vor allem in Reinickendorfer Schulen – zu werben. Neben seinem Beruf gab er vielen Jugendlichen musikpädagogischen Unterricht auf Zupfinstrumenten und eröffnete ihnen damit in den Jahren der Nachkriegszeit eine kulturelle Perspektive. Bereits im Herbst 1947 fand das erste öffentliche Konzert des Teg’ler Zupforchesters statt. Von den damals dabei mitwirkenden 32 Spielerinnen und Spielern waren nicht weniger als 25 im Alter zwischen 9 und 15 Jahren, ein lebendiger Beweis für die erfolgreiche Jugendarbeit von Günther Schmidt.

Das Orchester fand schnell Zuspruch und konnte bald mit über 40 Mitwirkenden musizieren. Es war das erste Berliner Mandolinenorchester, das nach dem Krieg dem DMGB beitrat.

Günther Schmidt schuf für die jährlichen Konzerte eine Programmstruktur, die sich über Jahrzehnte bewähren sollte. Er stellte dem Konzertpublikum sowohl volkstümliche als auch konzertante Zupfmusik vom Barock bis zur Gegenwart vor und legte dabei besonderen Wert auf ein ausdrucksvolles und technisch differenziertes Orchesterspiel.

Schon frühzeitig bereicherte er die Konzerte mit Soloinstrumenten, Sologesang und Chor und erweiterte auf diese Weise Farbigkeit und Vielfalt der Programme. Damit erreichte er eine zunehmende Akzeptanz für die konzertante Zupfmusik, die von seinen Nachfolgern bis heute weiter gefestigt werden konnte. Günther Schmidt war Bundeslehrer für Mandoline und Gitarre und wurde im Juni 1954 zum Bundes-Jugendleiter des DMGB (heute Bund Deutscher Zupfmusiker BDZ) berufen.

Er starb, herausgerissen aus seinem Leben für die Zupfmusik, am 26. Dezember 1954.